Lohnt sich Shop Usability Award ?

Ist der Shop Usability Award unabhängig und in wie weit lassen sich die Ergebnisse nachvollziehen?

Der Shop Usability Award ist eine Auszeichnung von Webshops unter der Leitung der Shoplupe GmbH. Im Entscheidergremium sind Vertreter unterschiedlicher Firmen, die Shops erstellen, Software bereitstellen oder Shops betreuen. Insgesamt eine kompetente Gruppe, die allerdings wiederum sehr eng mit Shoplupe verbunden ist und/oder auch eigene Interessen haben könnte.

Der Verdacht der einseitigen Bewertung schwebt bei der engen Vernetzung immer im Raum und ist auch schwer zu entkräften.

Daher wendet die Jury einen eigenen Bewertungskatalog an, um die Ergebnisse nachvollziehbar und transparent darzulegen.

Die Shops bewerben sich in 12 unterschiedlichen Kategorien.

  • Accessoires, Geschenke & Lifestyle
  • B2B
  • Elektronik, Software & Handy
  • Essen & Trinken
  • Freizeit, Hobby & Haustier
  • Haushalt, Heimwerk & Garten
  • Möbel & Wohnen
  • Mode
  • Special Interest
  • Spielwaren, Kids & Baby
  • Sport & Outdoor
  • Wellness, Beauty & Gesundheit
  • Bester Markenshop
  • Innovativster Shop
  • Small Business
  • Social Projects

Ich bin mit unserem Shop Tischtennis.biz der Einladung und dem Versprechen von Johannes Altmann gefolgt:
„Der Shop Usability Award® ist kein Gewinnspiel sondern der Gradmesser zur Professionalität des deutschen e-Commerce im Vergleich zu Ihrem Shop. Durch unsere Bewertungen erfahren wir wie gut die Shops sind, wie sie sich verändert haben und wie das Niveau in Deutschland ist.“

Tischtennis.biz wurde in der entsprechenden Kategorie Sport&Outdoor angemeldet.

Den Award haben wir nicht gewonnen. Aber dafür war ich um so gespannter die Auswertung und den Gewinner unter die Lupe zu nehmen.

Die Prüfung wird in 4 Bereiche unterteilt:

  • Attraktivität
  • Pragmatische Qualität (Usability)
  • Hedonische Qualität (User Experience)
  • Dienstleitungsqualität (Logistik)

Da ich nur einen Vergleich zwischen dem Siegershop und Tischtennis.biz bekommen habe, kann ich ausschließlich auf diese beiden Shops eingehen.

Gewonnen hat in der Kategorie Sport&Outdoor die Seite Puma.de.

Daher beziehen sich die Vergleiche, die mir von Shoplupe zur Verfügung gestellt wurden auf die beiden Seiten Puma.de (Kategoriesieger) und Tischtennis.biz (Ihre Bewertung)

Die Auswertung des Shop Usability Award

Die Reihenfolge der Auswertung habe ich etwas getauscht, und stelle die quantitativ messbaren Kriterien voran.

Pragmatische Qualität (Usability)

In der Rubrik Pragmatische Qualität Durchschaubarkeit nehmen sich die beiden Seiten nichts und liegen gut im Rennen.

pq-durchschaubarkeit

Dies sieht in der Unterrubrik Pragmatische Qualität Zuverlässigkeit ähnlich aus. Allerdings hebt sich Puma mit starken 98% zu 94% bei der mobilen Freundlichkeit ab.

pq-zuverlaessigkeit

Was zählt die Geschwindigkeit für den Shop Usability Award?

Unter der Rubrik Pragmatische Qualität Effizienz findet sich der Unterpunkt „Angenehme Performance / Ladezeiten“ der schon sehr sehr stutzig macht.

pragmatisch-award2016
Wie will man mit den Ladezeiten von Puma überhaupt irgendetwas gewinnen? Selbst Google sagt zu der mobilen Ladezeit „poor“. Die Ladezeiten haben in der heutigen Zeit Einfluss auf praktisch alles im Web. Solche Ladezeiten sind ein absolutes K.O. Kriterium.

Da muß Puma aber auf allen anderen Themen haushoch gepunktet haben – haben sie auch:

attraktivitaet-award2016

hedonischtisch-award2016

Das kann man sich gerne auf der Puma Seite anschauen: Im Blick sind tolle Bilder

fierce-quilted

Aber was sagt uns das?
„How DO YOU
MAKE A STATEMENT?
DO YOU

FIERCE QUILTED“

Was kann ich dort kaufen? Einen Hund? Was in drei Teufels Namen ist ein „FIERCE QUILTED“

oder

„THE TRAINER
Same fearless design.
New bold color.“

wenn man dort weitergeht kommt man gleich auf einen komplett englischen Text.

Ok. Das sind also alles Fitnessschuhe?

Wenn ich mir den oberen also den FIERCE QUILTED noch einmal betrachte. Dort geht eine Frau mit ihrem Hund in diesen sehr tollen Schuhen spazieren. Da ich nun aus dem Sportbereich komme, stellt sich mir die Frage: Ist Fitness heute kein Hallensport mehr? Oder gibt es spezielle drinnen und draußen Fitnessschuhe? Sind die schwarzen Sohlen abriebfest und in Turnhallen nutzbar? Das erschließt sich mir bei der Lektüre leider nicht.

Oder handelt es sich um ein Missverständnis und Puma verkauft eigentlich keine Sportartikel sondern Lifestyleprodukte?
Allerdings wird mir als nicht eingeweihter nicht klar, wo die Linie zwischen Sportartikeln und Straßenkleidung liegt.

Bei weiterer Suche stelle ich dann fest, daß außer einigen Fußball-Artikeln der Rest Fan- und „Liefestyle“ Bekleidung ist. Da sollte man sich auch über die Einordnung in die passende Rubrik Gedanken machen. Tchibo und Obi wären nicht unpassender in der Rubrik.

Denglish ist die Sprache von Puma

Aber am meisten verstören die pseudo-hippen Anglizismen, die überall auf der Seite zu finden sind. In den sehr stark aus Amerika geprägten Webberufen gehören englische Fachtermini zum Handwerk. Das sollte – liebe Fachjury – aber nicht Blick dafür trüben, daß in einem Online Shop für deutsche Kunden dies sehr zu Lasten des Verständnisses geht. Dies ist natürlich umso wichtiger, je breiter die Zielgruppe des Shops ist. Soll heißen, was in einem expliziten Szeneshop für Snow- oder Skateboards mit einer klar definierbaren jungen Zielgruppe noch als Identifikationsmöglichkeit seine Nützlichkeit hat, gilt aber mit Sicherheit nicht für eine deutsche Traditionsmarke, auf dessen Webshop auch die Großeltern für ihre Enkel nach Weihnachtsgeschenken stöbern wollen. Wie steht es mit dem Verständnis der englischen Sprache bei deutscher Verbrauchern Worst Case ist keine Wurstkiste  oder die aktuelle Claimstudie zum Verständnis englischer Werbesprüche .

Die Untersuchungen sollten hinlänglich bekannt sein. Daher fragt man sich schon, wie die Shoplupe Fachjury davon ausgehen kann, daß der durchschnittliche User äh Besucher sich dort zurechtfinden will.

Die Puma Seite sieht verdammt gewollt aus. Da will man ein „Hip-Sein“ mit aller Macht erzwingen. Und man kann des Eindrucks nicht erwehren, daß dies sehr stark zu Lasten der Navigation und Nützlichkeit der normalen Nutzer geht.

Wenn das also das ist, was die Fachjury so kreativ, neuartig und aktivierend bewertet, kommen mir doch leise Zweifel an eben dieser Fachjury.

Aber vielleicht sind dies Dinge, die der falschen Kategorisierung geschuldet sind. Ein „Markenshop“ dient viel mehr dem Image einer Marke und muß weniger darauf achten, wie und ob verkauft wird. In dem Fall wurden hier Äpfel mit Birnen verglichen.

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