Paketgebühr oder was dem Handel hilft

CDU und SPD planen eine Paketabgabe, also eine zusätzliche Steuer für den Onlinehandel. Diese Steuer soll den leidenden Ladengeschäften in den Innenstädten zugutekommen.

Dazu meine Anregungen:

  1. Steuer 1: Es gibt seit Jahren die Forderung nach einer Digitalsteuer, um die großen Tech-Firmen zumindest ein wenig besteuern zu können. Dies ist bisher an CDU und SPD gescheitert, obwohl viele europäische Länder dies fordern. Macht mit.
  2. Steuer 2: Die eigentliche Selbstverständlichkeit sollte die Gewerbesteuer sein, mit sich die kleinen und Großen Firmen an der Infrastruktur beteiligen, die es ermöglicht, dass Kunden in ein Geschäft fahren können oder dass ein Paket zum Kunden rollt. Das gilt leider nur für die Kleinen und Großen. Die ganz Großen entziehen sich ihrer Pflicht. Ganz voran Amazon, aber nicht nur die. Auch eine mit Coronahilfen gestützte Firma wie TUI lenkt ihre Gewinne in Steueroasen. Woran scheitert es, liebe Politik?
  3. Immobilienpreise: Bei den wahnwitzigen Miet- bzw. Pachtpreisen wundere ich mich, dass es überhaupt Geschäfte in den Innenstädten gibt, die sich rechnen. Hier darf der Markt auch mal regeln. Oder die Politik? Regelt doch einfach mal das runter, was Wucher ist. Aber Unterstützungsgelder anzuregen, die dieses System der überteuerten Mieten stützt, kann nicht die Lösung sein.
  4. Versandkosten: Pakete versenden kostet Geld. So wie es aussieht in Zukunft eher mehr, weil viele erkannt haben, dass auch Paketzusteller angemessen entlohnt werden sollen.
    Es ist eine Unart, dass alle Kunden davon ausgehen, dass der Versand umsonst ist und die Rücksendung auch, dank Amazon. Die sind damit voran gegangen und haben diese Kosten mit den Gewinnen aus Datenverkäufen quer-subventioniert. Inzwischen ist es allgemein Standard. Das wäre doch ein Ansatz: Mindestforderung – kein kostenloser Rückversand (ausgenommen natürlich Fehler des Versenders oder des Produkts). Dann entfällt das sinnlose hin- und hergeschicke. Vielleicht ist es dann auch einfacher, Schuhe und Kleidung in einem Geschäft zu kaufen. Ökologischer wäre es auch. Hier eine informative Statistik über die tatsächlichen Kosten, die durch die Rücksendung entstehen (durchschn. 15,26 Euro). Wenn das Rückporto vom Kunden einfordert wird, deckt dies übrigens im Durchschnitt nur ca. 1/3 der Kosten.
  5. Skalierung: Man muß sich überlegen, was man genau möchte. Sollen kleine und mittlere Geschäfte eine Berechtigung haben oder nicht. Dann wäre der Ansatz, der Skalierung etwas entgegenzuwirken. Einheitliche Paketpreise für alle. Limitierung von Staffelpreisen im Großhandel. In der jetzigen Situation ist jeder Händler zum Wachstum verdammt um auf möglichst große Mengen zu kommen. Dass dabei die sehr Großen die Kleinen verdrängen und noch größer werden, liegt in der Logik des Systems.
  6. von Büchern lernen: Nicht nur aus Büchern. Der Buchhandel hat eine Preisbindung. Diese Preisbindung gilt bei Büchern nicht für alle Artikel, sondern nur für das aktuelle Sortiment. Im übrigen Handel gilt das Gegenteil. Jegliche Preisvorgaben der Hersteller sind nicht zulässig. Da entsteht ein schwieriges Spannungsverhältnis zwischen zeitintensiven Beratungen und Kampfpreisen auf Großplattformen. Einige Sachen lassen sich vor Ort einfach besser erklären. Das hilft aber nichts, wenn der Kunde danach beim „Billiganbieter“ bestellt. Eine weitere Folge dieser Entwicklung ist der Kompetenzverlust im Handel. Versuchen sie mal jemanden in einem Kaufhaus zu finden, der sich mit der angebotenen Materie wirklich auskennt. Zumindest schwierig, wird weniger. Eine Preissicherheit führt dazu, dass der Handel wesentlich stärker in Kompetenz investieren muß. Wenn der Preis nicht mehr entscheidend ist, werden Beratung und Service eine ganz andere Rolle einnehmen.
  7. Innenstadt: Der Onlinehandel ist ein Katalysator der Entwicklung, aber mehr nicht. Die ewig-selben Aneinanderreihungen von irgendwelchen Ketten, egal in welcher Stadt man ist, mag doch wirklich keiner mehr sehen. Man freut sich doch auf spezielle Geschäfte, die mit der Stadt verwurzelt sind. Es müssen neue Konzepte her, wie man eine lebendige Innenstadt gestalten will. Dabei könnte der Fokus auch mehr auf Begegnung als auf den Kommerz liegen.

3 Gedanken zu “Paketgebühr oder was dem Handel hilft

  1. Hallo Markus,
    in der Göttinger Nacht der Kultur hattest du mir die Seifendosen aus deinem Tischtennis-Shop gezeigt.
    Ich muss sagen, ich bin begeistert davon!
    Über nähere Infos zu den Dosen, besonders woher man sie als Wiederverkäufer beziehen kann, freue ich mich sehr.
    Viele Grüße!
    Birgit

  2. Zufällig habe ich eben Markus Thies entdeckt. Großartig! Er sollte tatsächlich Berater werden. Oder Unterhalter. Irgendetwas, von dem noch mehr Menschen etwas haben. Ich werde ab heute eine regelmäßige Besucherin seiner Seite würden.

  3. Hallo Christa, endlich jemand der mein Talent erkennt. Du hast einen Platz in meinem Herzen sicher. 😉 Das erinnert mich daran, dass ich mal wieder etwas schreiben sollte. Themen gibt es z.Z. genug, aber die erschlagen mich. Vielleicht schreibe ich über Katzenvideos.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.