Die Stadt Göttingen kassiert: Sondernutzungsabgabe für Auslagen vor den Geschäften

Um den „Wildwuchs“ an Kundenstoppern und Auslagen in den Fußgängerzonen einzudämmen, hat die Stadt Göttingen nach dem typischen Reflexmuster reagiert. Sie verlangt seit Februar Gebühren für das Aufstellen von Auslagen und Hinweisschildern. Das hat leider zur Folge, daß es für manche der berühmte Tropfen ist und entweder sie gar keine Auslagen mehr herausstellen oder wie das „Accent“ das Geschäft schließen.
Gerade die kleineren Geschäfte in den Nebenstraßen, werden für den Auswuchs in der Weender Straße bestraft und fühlen sich zu Recht benachteiligt.


Und sind wir doch mal ehrlich: Die Ketten und Franchise-Shops werden weiterhin Ihre Auslage aufstellen, die alteingesessenen und kleineren Geschäfte, die den Charme der Stadt ausmachen, werden das Nachsehen haben.
Jetzt gibt es allerdings eine Initiative der Göttinger Geschäfte, die sich gegen die neuen Gebühren wehrt. Mich hat heute eine Mail erreicht:

Liebe Nachbarn,

sicherlich haben viele von Ihnen das heutige Tageblatt und damit auch den Artikel im Wirtschaftsteil zur Sondernutzungsabgabe gelesen. Für alle, die den Artikel nicht kennen, hängt er als Bild an.

Für mich war er Anlass gleich heute Morgen ein bisschen zu telefonieren. Frau Hundesrügge war von der Größe des Berichtes recht überrascht. Sie hatte nicht mir so viel Aufsehen gerechnet. Im Laufe des Tages war sie von der Resonanz jedoch sehr positiv beeindruckt. Ganz offensichtlich hat der Artikel nicht nur bei mir, sondern auch vielen anderen einen Nerv getroffen.
Nach kurzen Gesprächen mit meinen näheren Nachbarn hat sich gezeigt, dass das Anliegen der Damen A. und H. sehr unterstützt wird. Ich hoffe, dass auch Sie der Meinung sind, dass wir – die Theaterstraße – uns in den Protest einreihen sollten.In den nächsten Tagen bekomme ich die Vorlage zur Unterschriftensammlung und wir werden dann bei Ihnen vorbeischauen und „sammeln“.

Alleine kann niemand von uns etwas erreichen. Wenn wir uns jedoch gemeinsam (auch mit Unterstützung der Presse) auf die Hinterbeine stellen, können wir unseren Standpunkt äußerst deutlich machen.

Immerhin sind es die Seitenstraßen, die Göttingens Flair ausmachen. Wir sind es, die Stadtfesten Leben einhauchen und ein tolles Programm bieten. Wir sind es, die zur Weihnachtszeit für stimmungsvolle Beleuchtung sorgen…und nicht Rossmann, Pimkie und Co..

In diesem Sinne…
wünsche ich noch eine angenehme Woche – und lassen Sie sich von der Hitze nicht unterkriegen.

Es grüßt herzlichst,

P.S.

Gespräche mit anderen Seitenstraßen sind bereits geführt oder geplant.

Das in dem Artikel erwähnte Schreiben von Frau F. an unseren OB habe ich unten zur Kenntnisnahme eingefügt.

„Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

in den letzten Jahren ist durch die vor die Ladengeschäfte gestellten Plakatständer ein deutlicher Wildwuchs entstanden. Das Thema Warenauslagen und Werbeeinrichtungen wurde bereits dankenswerterweise von der Bauverwaltung in Angriff genommen.

Allerdings finden wir die finanzielle Regelung nicht gerecht und bitten diese noch einmal zu überdenken.

Unsere Stadt lebt besonders von den interessanten und inhabergeführten Geschäften in den Seitenstraßen. Dadurch wird die Individualität der Innenstadt erlebbar, was die Besucher Göttingens sehr schätzen. Im Gegensatz zu anderen Städten haben wir auch in diesen B- und C-Lagen kaum Leerstand zu verzeichnen.

Nun sind bei der Kostenverteilung der Werbemaßnahmen diese Ladenbereiche besonders belastet. Wir bitten Sie dringend, den enormen finanziellen Druck für diese kleinen, aber Säulentragenden Geschäfte in der Innenstadt noch einmal mit Ihrer Fachverwaltung zu diskutieren.

In diese Überlegungen sollte miteinbezogen werden, daß gerade die Seitenstraßen sehr viele Aktionen mit hohem Zeit- und Kostenaufwand organisieren, um die Innenstadt attraktiv zu machen. Die Belastung durch die genannte Kostenverteilung ist für die dortigen Geschäfte kaum tragbar. Dass manche Geschäfte ihre Plakatständer nur noch in die Hauseingänge quetschen, um die Kosten nicht tragen zu müssen, sind bereits beobachtbare Folgen. Solche Auswüchse können kaum gewollt sein.

Sehr geehrter Oberbürgermeister, wir bitten Sie, die Sachlage noch einmal zu prüfen, um zu einer angemessenen Lösung zu gelangen.

Für Ihre Bemühungen schon im Voraus herzlichen Dank.

Mit freundlichen Grüßen

V. F.“

Ich hätte einen einfachen Vorschlag die Entwicklung für alle Seiten in die richtige Richtung zu lenken:
Die Sondernutzungsabgabe wird komplett zurückgenommen. Damit aber die Stadt Göttingen auch zu ihren Einnahmen kommt, wird eine neue Gebühr fällig:
Die sprachliche Verunstaltungs-Gebühr. Hier werden alle zu Kasse gebeten, die entweder mit unnötigen (meist auch falschen) Anglizismen (Sale Off, Coffee to go) den Fußgänger belästigen oder die deutsche Sprache durch das Idiotenapostroph, das Deppenleerzeichen oder andere Verbrechen verunstalten und uns verdummen.
In dem Sinne: Schöne’s Week End ,-)

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